AI + Beethoven + Beats
Künstliche Intelligenz revolutioniert die Musikproduktion. Aber kann sie auch echten Soul liefern? Vom algorithmischen Sampling bis zur Frage nach echter Kreativität und Gefühl.
Wenn Strauss heute leben würde – würde er Beats bauen? Oder Texte schreiben, die auf Drill-Beats fließen? Vielleicht würde er sich von 808s oder Loops inspirieren lassen. Eine noch spannendere Frage ist aber: Brauchen wir heute überhaupt noch einen Strauss, wenn KI-Systeme selbst anfangen, Musik zu komponieren?
Was ist überhaupt durch KI möglich?
Künstliche Intelligenz hat längst Einzug in die Musikproduktion gehalten. Tools wie AIVA, Amper Music oder Google’s MusicLM können heute eigenständig Melodien schreiben – teilweise sogar im Stil klassischer Komponisten. Gleichzeitig können sie HipHop-Beats generieren, die klingen, als ob erfahrene Producer sie erschaffen haben.
Doch was passiert, wenn man diese Welten kombiniert? Strauss als Sample-Quelle, interpretiert von einer Maschine – klingt abgefahren, ist aber Realität. KI kann heute klassische Motive nehmen und sie in moderne Strukturen pressen: Loops, Hooks, Breaks. Ein Barock-Motiv wird zum Trap-Hit.
Kreativität auf Knopfdruck
Sampling war immer ein kreativer Prozess – Platten durchstöbern, Sounds entdecken und etwas Eigenes daraus bauen. Doch was passiert, wenn Maschinen das übernehmen? KI-Modelle analysieren nicht nur ganze Musikbibliotheken, sie “verstehen” auch Struktur, Harmonie und Rhythmus. Sie erkennen, welches Beethoven-Stück sich gut mit einem bestimmten Beat kombinieren lässt und schlagen dir gleich mehrere Varianten vor.
Das verändert nicht nur, wie wir Musik machen, sondern auch, wer sie macht. Muss man noch Musiktheorie beherrschen, wenn eine Maschine Vorschläge macht? Oder entsteht gerade eine neue Art von KünstlerIn, die weniger klassisch komponiert, sondern mehr kuratiert?
KritikerInnen werfen ein: KI kann nur nachahmen, nicht fühlen. Kein Algorithmus hat je Herzschmerz erlebt oder Protest auf der Straße gespürt. Aber ist das wirklich nötig, um einen guten Track zu machen? Oder reicht es, wenn der Output klingt, als wäre er emotional?
Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. KI ist nicht der neue Strauss – aber vielleicht ein neues Werkzeug für KünstlerInnen, die Klassik mit HipHop verbinden wollen, ohne in Schubladen zu denken.


Genau diesen Brückenschlag verfolgen wir beim HipHop Ball ganz bewusst.
Im Rahmen unseres urbanen Walzer-Tanzes haben wir klassische Komponisten aus Wien – Buchmann & Kasper – beauftragt, eine komplett neue Komposition zu erschaffen. Gejza Jurt hat sich selbst übertroffen. Inspiriert von Johann Strauss’ “An der schönen blauen Donau”, aber getragen von zeitgenössischen HipHop-Beats. Das Ergebnis wird beim HipHop Ball von der Deutschen Sinfonietta Berlin uraufgeführt. Ein Moment, auf den wir jetzt schon besonders stolz sind. Hier kommt keine KI zum Einsatz, sondern Menschen, die beide Welten sehr schätzen: mit Handwerk, Haltung und Lust auf das Neue.