Wer an Bälle denkt, denkt oft an rauschende Nächte in goldverzierten Sälen, an Tänzer:innen in Weiß, an Frack, Fliege und Ballkleider. Der Wiener Ball gilt weltweit als Inbegriff eleganter Festkultur. Nun verbindet man diese jahrhundertealte Tradition mit einer rebellischen und kreativen Kultur, die aus dem Widerstand geboren wurde – HipHop. Der HipHop-Ball bringt diese Mischung zusammen und fängt bei einem der sichtbarsten Elemente an: dem Dresscode.
Wiener Balltradition: Kleidung als soziale Codierung
Die klassische Wiener Ballkultur hat strenge Regeln und das betrifft nur die Tanzschritte. Kleidung war hier nie einfach Mode, sondern ein klares gesellschaftliches Signal. Wer einen offiziellen Ball besucht, hat sich an ein exakt definiertes Protokoll zu halten. Für die Herren galt und gilt teilweise heute noch das Tragen eines Smokings oder Frack, dazu eine weiße Fliege und polierte Lackschuhe. Es ist nicht gestattet, eine Krawatte zu tragen oder etwas sichtbar Ausgefallenes. Die Damen sollten ein möglichst dezentes, bodenlanges Abendkleid tragen, verschönert mit feinem Schmuck und hohen Schuhen. Taschen sollten dabei nicht größer sein als eine Clutch. Die Kleidung war und ist ein System der Zugehörigkeit. Wer die Codes kannte und befolgte, wurde eingeladen, gesehen, akzeptiert. Wer abwich, fiel auf und das nicht im positiven Sinne.


Mode, die sichtbar macht, wer wir sind
In der HipHop-Kultur dagegen war Mode immer ein Ausdruck von Identität, Haltung und Widerstand. Man kleidete sich nicht, um dazuzugehören, sondern um aufzufallen. Sneaker wurden zu Symbolen des Urban Style, Hoodies zur Uniform der Straße, Accessoires zum lautstarken Kommentar über Herkunft, Macht und Träume. Mode war nie bloß Stil – sie war Statement. Genau an dieser Stelle treffen sich Ball- und HipHop-Kultur. Beide nutzen Kleidung als Zeichen. Während der Ball klassisch abgrenzt, lädt HipHop zur Umdeutung ein. Kleidung wird neu kombiniert, Regeln zerschlagen und wieder zusammengesetzt.
Unser Dresscode
Beim HipHop-Ball verbinden wir die Form der Balltradition mit dem Spirit von HipHop.
Unser OFFIZIELLE DRESSCODE lautet: Anzug mit Fliege, langes Ball- oder Abendkleid und Sneaker sind Pflicht. Wer auf dem HipHop-Ball tanzen will, muss Sneaker tragen. Warum? Weil es mehr ist als ein modisches Detail. Es ist unser Statement. Sneaker im Ballsaal sind ein Symbol für eine neue Art von Eleganz – eine, die nicht ausschließt, sondern einlädt. Ob Retro-Jordan, schlichte Stan Smith oder High Fashion-Sneaker. Erlaubt ist, was zum Look passt und Persönlichkeit zeigt. Was zählt, ist nicht der Preis des Schuhs, sondern der Schritt, den du damit gehst.

Tradition weiterdenken statt abschaffen
Der HipHop-Ball ist kein Bruch mit der Balltradition. Wir übernehmen festliche Form, aber füllen sie mit neuen Inhalten. Der Dresscode bildet eine Brücke zwischen Hochkultur und Subkultur, zwischen Disziplin und Ausdruck, zwischen Historie und Jetzt. Denn warum sollte man sich entscheiden müssen zwischen Walzer und Bounce?
Kleidung als kultureller Ausdruck
Am Ende geht es um mehr als Stoff und Schuhe. Es geht um Haltung. Um den Mut, zwei Welten miteinander tanzen zu lassen. Und genau das tun wir beim HipHop-Ball.
Zieh deinen Anzug an, aber schnür deine Sneaker.
Bring dein schönstes Kleid, aber bleib dir treu in deinen Moves.
Denn dieser Ball gehört uns allen. Und auf diesem Parkett darf jede:r zeigen, was sie zu sagen haben.


