Er kommt aus Wien, lebt in Brooklyn und erschafft Musik, die Grenzen aufbricht. Der österreichische Jazzgitarrist und Produzent Matthias Löscher gehört zu einer Generation von Musiker*innen, für die HipHop mehr ist als ein Genre – nämlich ein Lebensgefühl, ein kulturelles Fundament und ein künstlerischer Kompass. Im November bringt er gemeinsam mit dem Grammy-ausgezeichneten Sänger Jay Howard seine Klangwelt auf den HipHop Ball in Berlin.
Wenn Jazz auf Boom-Bap trifft
„HipHop ist nicht mehr nur HipHop – es ist ein ganzes Spektrum, ein riesiger Kosmos, der sich ständig weiterentwickelt“, sagt Matthias Löscher im Gespräch. Er weiß, wovon er spricht. Seit über einem Jahrzehnt lebt er in New York, hat sich in der Szene vernetzt, in Studios und auf Bühnen mit Legenden und Newcomern gespielt, mitgeprägt, weitergedacht. Für ihn geht es weniger um Genregrenzen als um musikalische Wahrhaftigkeit.
„Viele junge Musiker*innen kommen heute über HipHop zu Jazz. Sie hören einen Track, googeln das Sample – und landen bei Coltrane, bei Miles, bei Nina Simone. Und das verändert alles.“
Ein Großteil der letzten Jahre war Matthias Löscher mit Lauryn Hill auf Tour – ein intensiver, mitreißender Rhythmus aus Reisen, Soundchecks und energiegeladenen Liveshows. „Das Tourleben mit Lauryn war unglaublich fordernd, aber auch voller musikalischer Magie“, erzählt er.
Kaum zurück in New York, ging es direkt weiter ins Studio, wo er an neuen Produktionen arbeitete. Auch ein Auftritt mit Nas gehört zu den prägenden Momenten seiner Karriere – ein Abend, an dem sich für Löscher HipHop-Geschichte und persönliche Erfahrung auf der Bühne verbanden.
Diese Begegnungen sind für ihn mehr als Namedropping: „Was mich mit all diesen Artists verbindet, ist ein tiefer Respekt für musikalische Authentizität – unabhängig vom Genre.“


Die Kultur lebt – in jeder Note
Matthias Löscher betont, wie tief HipHop als kulturelle Kraft in seinem Alltag verankert ist – auch jenseits der Musik:
„Hier in Brooklyn ist HipHop für viele Menschen der Soundtrack ihres Lebens. Viele meiner Freunde haben über Rap den Zugang zu einer musikalischen Tiefe gefunden, die sie später zu Soul, Funk oder Jazz geführt hat. Und heute fließt das alles zusammen – in Beats, in Sessions, in Live-Auftritten.“
Genau diese Verschmelzung bringt er im November auf den HipHop Ball, gemeinsam mit Jay Howard, einem Ausnahmesänger mit Soul-Wurzeln und Jazz-Mindset. Gemeinsam treten sie als Duo auf – eine Premiere in dieser Konstellation.

„Ballkultur ist Teil meiner DNA“
Für Löscher hat der HipHop Ball noch eine zweite, sehr persönliche Dimension:
„Ich bin in Österreich aufgewachsen. Ich habe mit 13 bei einem Schulball Strauss am Cello gespielt – das war damals Pflicht und Ehre zugleich. Als Österreicher kommst du an der Ballkultur nicht vorbei.“
Dass diese klassische Tradition nun mit HipHop verschmilzt, begeistert ihn. „Das ist eine brillante Idee. Weil sie zeigt, wie Kultur sich verändern kann, wenn man den Mut hat, Dinge neu zu denken. Es geht nicht um Stilbrüche, sondern um neue Verbindungen. Und das braucht unsere Zeit ganz dringend.“
Der HipHop Ball als Treffpunkt für Generationen‚
Matthias Löscher freut sich auf Berlin – auf die Musik, das Publikum, den Austausch.
„Ich bin so lange weg aus Europa – da ist es wunderschön zu sehen, was sich in Deutschland tut. Der HipHop Ball bringt all das zusammen – urbane Kultur, klassische Tradition, junge Stimmen, erfahrene Künstler. Das ist mehr als ein Event – das ist ein Signal.“
Ein Signal für Verbindung, Offenheit und kulturellen Mut. Und dafür steht Matthias Löscher – mit seiner Musik und mit seiner Geschichte.